Schöner Wohnen auf der Kiefernstrasse
Maler:
Klaus Klinger, Projektleiter
Trampo, Brasilien, Arie Dyanto, Indonesien
Jop Arsianto, Indonesien, Thulani Shuko, Südafrika
Sprayer:
Ben Dietrich, Felix Köpf, Marc Hennig, Joe Hennig, Jan Hendrik Thomes, Leo Lierzer, Deniz Köröglu, Alex Weuffen, Stefan Cador, Sebastian Hennig, Theo Wegener, Jakob Michalski, Finn Töpfer,
Anwohner und Helfer:
Norbert Machinek, Klaus v. Ilusta, Inka Conrads, Dörte Stein, Marq Eichberger, Celine Thiem,
Die Strasse
Die Düsseldorfer Kiefernstrasse - eine Strasse mit einer bewegten Vergangenheit und einer multikulturellen Gegenwart. Um die Jahrhundertwende als eine moderne Arbeitersiedlung gebaut, ging sie später in den Besitz der Stadt über und sollte in den 80igern abgerissen werden. Hausbesetzungen und Demonstrationen, von entsprechenden Polizeieinsätzen begleitet, schufen ein von der Presse mitgeschaffenes Bild einer wilden Politszene, vor der viele bürgerliche Eltern ihre Kinder warnten. Heute haben alle legalisierte Mietverträge und es ist eine sehr lebendige Strasse. Verschiedene Nationalitäten und Milieus finden dort ihren Wohnort und ihre Heimat und die lokale Sprayerszene betätigt sich an vielen Wänden.
Die Idee
Die Idee von Farbfieber war von Anfang an, auf der Strasse etwas Besonderes zu schaffen, eine alternative, dem besonderen Charakter der Strasse entsprechende Gestaltung der Häuser. Aus diesem Grund wurden sowohl Künstler aus verschiedenen Kontinenten (ein Brasilianer, zwei Indonesier, ein Südafrikaner) wie auch die lokale Sprayerszene zu einem gemeinsamen Projekt eingeladen.
Veranstaltungen, Ausstellungen und Konzerte begleiteten die Aktion.
Ziel war, zum gegenseitigen Verständnis beizutragen, eine Verbesserung von nachbarschaftlichen Kontakten zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen und verschiedenen Nationalitäten zu erreichen sowie der lokalen Sprayerszene eine größere legale Möglichkeit zu geben ihr Können zu zeigen.
Die Durchführung
Aller Anfang war schwer. Sowohl eine Finanzierung zu finden als auch die Bedenken und Ängste der Stadt zu überwinden brauchte viel Energie. Sehr kooperativ und hilfreich waren dabei die Stadtteilbüros Flingern/Oberbilk. Im Vorfeld gab es drei Veranstaltungen mit dem Ziel, den Anwohnern das Projekt vorzustellen und aus Künstlern, Sprayern, Helfern, und Anwohnern ein Team zu bilden, das 14 Tage lang an der Kiefernstrasse arbeitete.
Der jüngste Teilnehmer der insgesamt 30 Leute war 14, der Älteste 70 Jahre alt.
Die Vorstellungen und Ideen aller Beteiligten unter einen Hut zu bekommen, bedurfte vieler anregender, manchmal auch heftiger Diskussionen. Der Leiter des Projektes „Schöner Wohnen“, Klaus Klinger, schaffte es jedoch, die Wünsche und Vorstellungen der Anwohner und Künstler zu einem Gesamtkonzept zusammenwachsen zu lassen, das die spezifischen Faktoren der Kiefernstrasse und die Ideen der Künstler in diesem Wandbild vereint.
Die 14 Tage: 20.August - 4.September 2004
Am 20.August trafen sich alle Beteiligten zu einer Auftaktsveranstaltung im nahe gelegenem Kulturzentrum zakk. Dort fanden auch zwei weitere Veranstaltungen während des Projektes statt: „Grafitti in der Stadt“ und „Lebst du schon oder wohnst du noch?“ zur Geschichte der Kiefernstrasse und Wohnen in Düsseldorf. Gearbeitet wurde an dem Wandbild 14 Tage lang von 10 bis 17 Uhr. Die Fassaden und zum Teil die Dächer wurden von der Stadt instandgesetzt und von den Künstlern professionell grundiert und vorgestrichen, die 130 Fenster abgeklebt. Parallel dazu wurde am Entwurf gearbeitet. Mehr als 600 Kilo Grundierung und Farben sowie 400 Spraydosen wurden verbraucht.
AnwohnerInnen organisierten das tägliche gemeinsame Frühstück, für die musikalische „Untermalung“ wurde gesorgt und Mittags gab es ein gemeinsames Essen im Kinder- und Jugendzentrum der Kiefernstrasse (KiKi). Kritisch begleitet wurde die Aktion von einer sich täglich vor dem Kiosk gegenüber treffenden Anwohnergruppe. Anfänglich gab es einzelne negative Reaktionen, die sich aber mit dem Wachsen des Bildes beruhigten. Auch wuchs während des Projektes die Anzahl der Besucher aus anderen Stadtteilen, so dass sich langsam eine „Fangemeinde“ bildete, die das Geschehen interessiert verfolgte. Anwohner gestalteten ihre Eingänge und Türen parallel zur Aktion und von älteren Anwohnern kamen durchweg positive Reaktionen.
„Respect“
Das Ziel war eine vielgestaltige, farbenprächtige, dem Charakter der Strasse entsprechende Gestaltung. Als Hintergrund und gestalterische Komposition einigten sich die Künstler auf den Schriftzug „Respect“, der sich meterhoch über alle vier Wände zieht. „Respect“ als wichtigste Grundvoraussetzung eines friedlichen, multikulturellen Zusammenlebens - ob privat oder international. „Respect“ aber auch als Hinweis auf die Geschichte der Kiefernstrasse.
Auf diesem Schriftzug verwirklichten die Künstler ihre Ideen. Dass das Wort am Ende vielleicht nicht mehr klar erkennbar ist, ist gewollt.
Denn die farbenfrohe Elemente, die positive, kritische oder ironische Bilder zeigen, stehen nun im Vordergrund, z.B. aus Hamburgern bestehende Pflanzen, ein ehemalig schwarzer zerbrochener Stern aus dem die nächste Generation blickt, eine rote Faust die sich auf den Schornstein gemalt aus dem Dach reckt und viele Details mehr.
Gefeiert wurde am letzten Tag mit einem großen Straßenfest: vier Musikgruppen, zum Teil aus dem Umfeld der Kiefernstrasse, spielten auf und für die Kinder gab es viele Aktionen auf der Strasse.
b>Anregungen
Die farbenprächtige Gestaltung der ersten drei Häuser einschließlich der Kamine ist mit mehr als 800 qm eines der größten Grafitti/Wandbilder Deutschlands und heute schon eine Attraktion. So treffen sich vermehrt Besucher, die extra auf die Kiefernstrasse angereist sind, fotografierend und diskutierend vor dem Bild.
Entstanden ist eine sehr eigenwillige Gestaltung, ein gewolltes Potpourri aus verschiedenen Stilen und Ideen. Dennoch ist das Bild ein Ganzes, das sich deutlich von den Renovierungen anderen Häuserfassaden abhebt und eine positiven Botschaft für das Zusammenleben in den Stadtteil ausstrahlt.
Und es geht weiter:
Es wird einen Film über das Projekt geben, hergestellt von Studenten der Filmhochschule Kassel und Prof. Manfred Vosz.
Für 2005 ist die Gestaltung der nächsten sechs Häuser geplant.
Kooperationspartner/Unterstützer
Folgenden Kooperationspartnern und Unterstützern des Projektes gilt unser Dank:
•Anwohner der Kiefernstr.
•KiKi- Kinder-Jugendeinrichtung
•Kulturzentrum Zakk
•Kulturamt Stadt Düsseldorf
•Stadtteilbüro Flingern/Oberbilk
•Städtische Wohnungsgesellschaft Düsseldorf
•Aktion Mensch
•Eine-Welt-Forum-Düsseldorf
•Ministerium für Städtebau, Wohnen, Kultur und Sport NRW
•LOS - Lokales Kapital für soziale Zwecke
•Farben Skills, Feuerstein GmbH